Von Majda Lauer auf Sonntag, 19. April 2020
Kategorie: Blogbeiträge

DER SCHAFSLÖWE

Eine Löwin, sprang von einem Hügel zum nächsten und genau in der Mitte des Sprunges brachte sie einen kleinen Löwen zur Welt. Der kleine Löwe fiel auf einen Weg, auf dem gerade ein Herde Schafe vorbeizog. Natürlich mischte sich das Löwenbaby unter die Schafe, er lebt mit ihnen und verhielt sich wie ein Schaf. Er wusste nicht, dass er ein Löwe ist, nicht einmal in seinen Träumen. Wie könnte er? Um ihn herum gab es nur Schafe und noch mehr Schafe. Er hatte nie wie ein Löwe gebrüllt, denn ein Schaf brüllt nicht. Er ist nie allein gewesen wie ein Löwe, ein Schaf ist niemals allein. Ein Schaf ist immer in seiner Herde, in der Herde ist es gemütlich und sicher. Schau dir einmal an, wie Schafe laufen, sie laufen so dicht gedrängt, dass sie fast übereinander stolpern. Sie sind so ängstlich, alleine zu sein.

Aber der kleine Löwe wurde älter. Es war schon merkwürdig, er war damit identifiziert, ein Schaf zu sein, aber die Natur kümmerte sich nicht um seine Identifikationen, die Natur folgte nicht seinen Vorstellungen.

So wuchs er zu einem schönen jungen Löwen heran, und weil Wachstum so langsam vonstattengeht, gewöhnten sich die Schafe an den Löwen und der Löwe gewöhnte sich an die Schafe. Natürlich dachten die Schafe, dass er etwas anders ist. Er benimmt sich anders und er wächst und wächst. Das sollte nicht so sein. Und dann gibt er vor, ein Löwe zu sein... aber er ist doch gar kein Löwe! Sie kennen ihn seit seiner Geburt, sie haben ihn aufgezogen, sie haben ihm ihre Milch gegeben. Kein Löwe frisst Gras, aber dieser Löwe frisst Gras, weil die Schafe Gras fressen und er frisst mit großem Vergnügen Gras.

So akzeptierten sie die kleinen Unterschiede, dass er ein bisschen größer ist und wie ein Löwe aussieht. Ein sehr weises Schaf sagte: "Das ist nur eine Laune der Natur, ab und zu passiert das schon mal." Und er akzeptierte auch selbst, dass das so ist. Er hatte eine andere Farbe, er hatte einen anderen Körper, er musste unnormal sein. Aber der Gedanke, dass er ein Löwe ist, war für ihn unmöglich. Er war von all diesen Schafen umgeben und der Schafspsychoanalytiker konnte es ihm erklären: „Du bist einfach eine Laune der Natur. Mach dir keine Sorgen, wir kümmern uns um dich."

Aber eines Tages kam ein alter Löwe vorbei und sah diesen jungen Löwen aus der Schafsherde herausragen. Er traute seinen Augen nicht! So etwas hatte er noch nie gesehen, er hatte in der ganzen Geschichte noch nie davon gehört, dass sich ein Löwe mitten in einer Schafsherde bewegt und kein Schaf Angst vor ihm hat. Und der kleine Löwe bewegte sich genau wie die Schafe und starrte ins Gras.

Der alte Löwe konnte es nicht fasse. Er vergaß, dass er ein Schaf reißen wollte. Es war so ungewöhnlich, dass er versuchte, den jungen Löwen einzufangen, aber er war älter und der andere war jung – er lief ihm davon. Obwohl er glaubte, ein Schaf zu sein, war seine Identifikation vergessen, sobald Gefahr drohte. Er rannte wie ein Löwe, und der Alte hatte Mühe, ihn zu fangen. Aber schließlich gelang es ihm und der Junge schrie und weinte und sagte: „Vergib mir, ich bin nur ein armes Schaf."

„Du Idiot," antwortete der alte Löwe, „halt an und komm mit mir zum Teich."

In der Nähe gab es einen Teich und er nahm den jungen Löwen mit dorthin. Der Junge kam nur widerwillig mit, er ging nur sehr zögernd, aber was kannst du schon gegen einen Löwen ausrichten, wenn du ein Schaf bist?

„Was siehst du da?"

„Ich sehe überhaupt nichts."

„Mach' gefälligst deine Augen auf!"

„Ich kann immer noch nichts sehen."

„Schnaufe nicht so unruhig, das gibt zu viele Wellen, da kannst du nichts sehen. Atme tief und langsam in deinen Bauch ein, und atme tief und lange aus…"

„Gut. Was siehst du?"

Der Teich war still, ohne die kleinste Welle, fast wie ein Spiegel. Und der alte Löwe sagte zu dem jungen: „Schau hinein."

Der junge Löwe spürte eine seltsame Energie in sich aufsteigen, die hatte er bisher nie gespürt...so, als hätte er geschlafen. Er spürte diese ungeheure Kraft, dabei war er immer ein schwaches, bescheidenes Schaf gewesen. Seine bescheidene Schwäche löste sich einfach auf.

Im Bruchteil einer Sekunde hörte man ein lautes Gebrüll! Es hallte von allen Hügeln wider. Die Schafe verschwanden und er war wie verwandelt – er erkannte sich selbst.

Seine Identifikation mit den Schafen war nicht seine Wahrheit, sie war nur eine Vorstellung. Jetzt hatte er seine wahre Natur erkannt. „Ich bin ein Löwe. Ich bin frei. Ich bin mutig. Ich bin stark und strahle in meiner einzigartigen Kraft und Schönheit."

Alles LIEBE

Majda

Herausforderungen und Veränderungen gehören zum Leben dazu - sie kraftvoll und gestärkt zu meistern auch!

MAJDA LAUER

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